Samstag, 20. September 2008

Lederschuhe

So, jetzt wo hier schon der Stoff für unser Zelt neben mir liegt und alles mehr und mehr etwas wird, habe ich doch einmal gesagt: Wir brauchen endlich Schuhe!

Also haben Ulli und ich beschlossen welche selbst zu machen. Ulli kannte glücklicherweise jemanden der in einer Gürtelfabrik (ich hab leider den Namen vergessen) irgendwo um Münster arbeitet. Der hat ein paar Rest mitgebracht und schon ging es los.

Das kompliziertest war wohl das erstellen der Schnittmuster. Zum Glück fanden wir eine sehr, sehr hilfreiche Internetadresse auf der vieles erklärt wird und wo ich mir auch dieses nette Schnittmuster aussuchte. Das ist eim Fund um 800-900 aus Hedeby (Skandinavien), die gefielen mir einfach am besten.

Ich hab ihn natürlich ein kleines bischen abgeändert und mit den norddeutschen Funden und dem was ich hier und da in Museen gesehen hatte abgeglichen.

Aber zurück zum machen: Zunächst mussten wir unseren ganzen Fuß vermessen und eine ungefähre Skizze eines halben Oderfußes anfertigen. Das war ganz schön viel Messen und Rechnen, aber am Ende haben wir es irgendwie hinbekommen. Diesen halben Oberfuß haben wir dann gedoppelt aus Stoff ausgeschnitten (irgendwelche Stoffrest von Ullis Hose waren das) und geschaut ob das so ungefähr passt.

Für die Sohle haben wir auf ein Blattpapier mit schräg gehaltenem Stift um unseren Fuß herrum gemalt,(wir brauchen schließlich die Lauffläche, nicht den ganzen Umfang) diese Skizze noch dem Schnitt angepasst (Spitzen dran gemacht) und dann aus Leder aus geschnitten.

Nun kommten wir mit dem Stoff Oberteil und der Ledersohle genau abpassen wie der Schuh sein sollte. Das war etwas fummelig und wir haben dann auch irgendwann "passt schon" gesagt, aber man konnte doch einmal so grob gucken was zu viel und was zu wenig war. Gut das wir das gemacht hatten, denn in der Theorie ist so ein Fuß irgendwie nicht ganz so komplex und dann doch in der Realität. Mit anderen Worten: Wir mussten doch noch einiges ändern...

Dann ging es endlich los! Das Oberleder wurde ausgeschnitten und alles mit Löchern für die Nähte versehen. Danke noch einmal an Mungo, der uns seine Ahle geliehen hat, ohne die hätten wir es irgendwie nicht hin bekommen! Ohne die Löcher ist es fast unmöglich so dickes Leder, wie wir das hatten zu nähen. Man sollte allerdings, auch wenn es noch so viel Konzentration kostet und noch so nervig ist, darauf achten, das die Löcher der zu nähenden Teile zusammen passen!

Dann ging die Näherei los. Den ersten Tag war das wirklich nicht schon. Die Finger brannten schon nach einer Stunde wie die Hölle und auch am nächsten Tag konnte ich im Unterricht kaum mitschreiben weil es so weh tat. Aber nach diesem ersten Tag wars dann auch quasi weg. Hab nun ziemliche Hornhaut an den Fingerkuppen :P

Als Garn verwendeten wir Flachszwirn (im Handel auch als Sterngarn bekannt) zwar wäre wohl ein mit Pech überzogener oder gewachster Leinfaden authentischer gewesen, aber wir haben keinen auftreiben können und im Endeffekt, dachten wir uns, muss der Flachszwirn für den ersten Versuch reichen.

Da es sich bei den Schuhen um wendegenähte Schuhe handelt, habe ich folgerichtig zu nächst die Sohle mit dem Oberschuh vernäht. Da wir es uns jedoch sehr schwer und auch nicht gerade bequem fanden auch die obere Naht auf diese Weise zu nähen, haben wir den Schuh schon nach der Sohle auf rechts gewendet und die letzte Naht so genäht. Das Oberleder hat sich quasi dort dann überlappt.

Zum Schluss habe ich die überstehenden Ränder unten eingeschnitten um diese um das Unterbein schlagen zu können und ein Lederband entzwei geschnitten um die Schuhe damit zu schnüren. Da dies nur eine Übergangslösung sein soll, habe ich die Schnürung noch nicht fixiert...
Mir schwirrt da so ein Geweihknopf im Kopf herrum ^^

Jetzt sind die Schuhe zwar fertig, aber um sie vor dem Wetter zu schützen werde ich die noch mit Leinöl behandeln und die Nähte mit Wachs bestreichen. Mal sehen was das bringt, ich werde es hier nachtragen...


--> So, nun wurden die Schuhe 2 mal ordentlich mit Leinöl aus der Apotheke (Vater hatte zum Glück noch so was) eingerieben. Die Oberfläche sieht schon viel besser aus, hat das Öl richtig gut aufgenommen und die Poren verschlossen. Wenn es trocken ist in ein paar Tagen werden die Schuhe gewachst.
--> So jetzt sind wirklich Geweihstücke in knopfartiger Funktion angebracht. Ich möchte aber noch mal darauf hin weisen, dass ein solcher Verschluss nicht mit Genauigkeit für das Frühmittelalter gelegt ist. Es gibt wie immer Theorien, verschiedene Meinungen etc. Aber ähnliche Knöpfe sind für das Neolitikum durch Funde belegt.


1 Kommentar:

Fara hat gesagt…

Die sind ja super geworden!!!! sehen sehr bequem aus ;)

wessen Fuss ist es dnen jetzt eigentlich ('unser Fuss')?